Der Gesang der Orgel

Konzertinstallation für robotische Raumorgeln der Serie Phoibe mit Eröffungsperformance mit Sängerin, erstmals installiert im Raktor Wien Geblergasse November 2021

Am 10. November 2021 wurde die Klanginstallation „Der Gesang der Orgel“ mit einem Konzert im Rahmen von Wien Modern im REAKTOR eröffnet. Bei dem Projekt „Der Gesang der Orgel“ handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem renommierten Elektroakustik-Pionier und Konstrukteur Winfried Ritsch und dem REAKTOR .

Das Projekt „Gesang der Orgel“ wird als begehbare Klanginstallation realisiert.
Dabei werden Orgelpfeifen einer alten Hradetzky Kirchenorgel vereinzelt sowie in kleinen Gruppen in den Räumen des REAKTOR verteilt und jede Pfeife individuell, robotisch über ein Computernetzwerk gespielt. Diese räumlich verteilte Orgel, wird in weiterer Folge nicht nur Teil eines akustischen Bühnenbilds, sondern bildet während der ersten Ausstellung und Bespielung auch eine dezentrale robotische Skulptur.


Das akustische/musikalische Repertoire dieser Installation reicht von sich allmählich verändernden Tönen und Clustern bis zu kaum wahrnehmbaren Glissandi der Pfeifen. Die einzelnen Orgelpfeifen können von einem Computer moduliert und die Feinstimmung gesteuert werden. Die sich kontinuierlich verändernde Stimmung der Pfeifen erzeugt vom „harmonischen Gleichklang“ der Obertöne über unterschiedliche Schwebungsklänge bis hin zu Schwebungs-Rhythmen, die sich nur scheinbar wiederholen.


Die Klanginstallation wird mit dem Gesang der Sängerin Lissie Rettenwander eröffnet. Dabei werden Mensch und Maschine so vernetzt, dass die Computer-Orgel den Gestus des improvisierten, menschlichen Gesangs aufnimmt und in den folgenden Tagen versucht in Loops wiederholend variieren die Musik zu prägen. Anstelle einer Klaviatur sollte ihre Stimme zu einer Art Interface der Orgel werden.


Für die Ausstellungsinstallation ist eine algorithmisch generierte Komposition, die non-repetitiv, unendlich lang fortsetzbar ist, geplant. In diesem Zeitraum ist die Installation wie eine Ausstellung zu besuchen. Das Klangerlebnis endete wieder mit einer Gesangsperformance im Rahmen einer Finissage am 14. November.Technik


Das Einzigartige dabei ist, dass die hölzernen Orgelpfeifen quasi dynamisch spielbar sind, was bei einer Kirchenorgel normalerweise nicht möglich ist. Die Metallpfeifen können mindestens um einen Halbton verstimmt werden.

Das Spielspektrum einer Pfeife, je nach Typ, reicht von leisen Tönen nahe der Wahrnehmungsgrenze als eingefärbtes Rauschen/Zischen, bis fast zum „Überblasen“ in deren Obertönen. Zusätzlich wird ein robotischer Stimmautomat (mind. +/- 100Cent) eingebaut werden, um verschiedene Stimmungen dynamisch spielen zu können und übergreifende Glissandi zu realisieren. Dieser Mechanismus erlaubt somit das Intonieren beziehungsweise veränderliche Stimmen der Register der Orgel.

Die Komposition zur Uraufführung

Als Gesang ist das Stück als Rezitativ gedacht, wobei die Orgel zwar singt und spricht, aber auch als eine Art Ouvertüre mit einem verteilten Chor der Pfeifen. Als musikalischer Startimpuls der Installation singt eine Sängerin. Dieser Gesang dient als Ausgangspunkt der Komposition, er wird vom Computer analysiert und daraus die Partitur errechnet. Die vernetzte Maschine von Pfeifen wird an den folgenden Tagen die Partitur spielen und variieren. Am Ende der tagelangen Transformationen dieses Gesangs wird die Sängerin mit dem Ergebnis in einen musikalischen Dialog treten.