COMPUTER - MUSIK - EXPERIMENTE ''Impulsantwort'' aus der Serie Monologe

COMPUTER - MUSIK - EXPERIMENTE

''Impulsantwort''
aus der Serie Monologe

Winfried Ritsch

17.Dezember 1997

Abstract:

Es handelt von Musik, Publikum, Zerteilung, Raum, Identifikation, Information und Desinformation, Lautsprecher und Computersysteme.

Das Computersystem mißt Räume, zerschneidet, isoliert und verfremdet Klänge Töne und kreiert damit in Echtzeit eine deterministische Komposition. Die Musik erfüllt den Raum und der Raum die Musik.




Experimentelles Konzert für Computer, Lautsprecher und Publikum und Raum.

Enstanden am
INSTITUT FÜR ELEKTRONISCHE MUSIK
Jakomministr.3-5, 8010 Graz
Tel: ++43-316-7210, Fax:++43-316-7216
email:ritsch@iem.kug.ac.at

Vorwort

Dieses Projekt wurde 1997 erstmals auf einer Ircamworkstation entwickelt und spaeter dann auf jmax und pd portiert. Imfolgenden die Produktionsdaten:

- Ursprünglich im cello Monologe Konzert inkludiert.

* 1997 first implemented in MAX/fts on a NeXT with a Ircam card
* 1998 then ported to irix (SGI indy) in MAX 
* 2001 jan. ported to jmax 
* 2001 ported to PD and building in some new features...

Musikerzeugung

Die Informationen einzelner Kommunikationpartner können bei stärkerer Kommunikationstätigkeit nicht immer vollständig erfasst werden. Ein Informationsystem im Menschen sorgt oft für die Selektion. Diese Selektionmechanismen greifen damit in die Struktur der Information ein, indem sie Teile erfassen, ausselektieren und dadurch in verschiedenen Kontexten zusammensetzen.

Diese Situation liegt diesem Experiment zugrunde. Der Zuhörer hört nicht dasselbe wie der Computer. Die Bande werden zerstört.

Figure 1: Impulsantwort eines Raumes, bestimmt durch dessen Architektur
\begin{figure}\par\epsffile{abb/impuls.eps}\par\end{figure}

Durchführung

Die Komponenten des Systems bestehen aus einem Computermusiksystem (NeXT mit Ircam Signal Processing Workstation), einem Stereomikrofon zur Aufnahme des Raumes, und 4 Lautsprechergruppen, welche möglichst im Rechteck angeordnet werden soll. Der Hörraum befindet sich in Mitten dieses Systems.

Ein Impuls (10 ms) wird über einen Lautsprecher in den Raum gespielt, der an den Wänden reflektiert wird und vom Raummikrofon aufgenommen wird.

Das System nimmt diese Impulsantwort auf, extrahiert daraus die Reflexionen und verwendet diese in zeitlicher Dehnung (Faktor 300) als Daten für die Komposition für den Raumklang, der sich inzwischen im primären Memory befindet. Durch zusätzliche Aufnahme des Wiedergegebenen entwickeln sich daraus die Raumfrequenzen.

Impulsdaten

Das Organische von Naturerscheinungen:
- Impulsantwort: vom Raum als Zeitdaten und als Klangdaten

Am Anfang wird ein ca. $10~ms$ Puls eingespielt (über eine der Boxen). Dieser wird bei 1000 Hz tiefpassgefiltert (2p2z - Chebyscheff Algorithmus), um die Impulsschwingung loszuwerden und die Reflexionen im Signal zu erhalten. Anschließend wird er quadriert (Leistungsbetrachtung) und in einem Samplespeicher aufgezeichnet.

Das so erhaltene Signal entspricht ziemlich genau den Reflexionen des Raumes und damit der akustisch gemessenen Architektur, dessen Proportionen nun die zeitliche Komposition des ersten Teils bestimmt.

Die Maxima spielen Zeitauschnitte des ersten Speichers, in dem auch das Raummikro gespielt wird. Dadurch wird der im Raum abgespielte Impuls immer wieder mit zusätzlichen Raumhall aufgenommen, bis ein Akkord entsteht, der den Raumproportionen entspricht (siehe Alvin Lucier, 'I am sitting in a room' 1969).

Wichtig ! Damit dies funktioniert müssen die Boxen eingerauscht (eingemessen) werden, daß heißt, zwischen den Lautsprechern und den Raumikrofon muss ein linearer Frequenzgang sein, damit die Raumfrequenzen, nicht der Weg Lautsprecher-Mikro als frequenzbestimment wirkt. Dazu wird ein Equalizer mit Analyzer empfohlen der sich automatisch ''einrauschen'' kann, notfalls mit Publikum. (Im neuen PD-Patch nun einmessung vorhanden).



AOProf.DI Winfried Ritsch